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Die Kara und ihre Nachbarn

© Joey L., Portrait of Magi, Kara Women.

Die Kara leben entlang den Ufern des südlichen Omo-Flusses im Tiefland Südwestäthiopiens. Ihre Sprache gehört neben denen der Aari, Hamar, Banna und Dime der südomotischen Sprachfamilie an. Die Alphabetisierungsrate der circa 1400 Kara wird mit 1.5% angegeben. Einfluss und Status im sozialen und politischen Leben der Kara hängt ab von der Mitgliedschaft in Altersgruppen, Abstammungsgruppen und Clans, aber auch von persönlichen Merkmalen, wie Redegewandtheit, Fairness und Weisheit.

Ihr Gebiet ist dem äthiopischen Staat eingegliedert hat sich jedoch durch die abgeschiedene Lage bis heute eine relative Autonomie bewahrt. Die drei Hauptsiedlungen der Kara sind Labuk, Dus und Korcho. Anfang des 19. Jahrhunderts migrierten sie in dieses Gebiet, in dem ihre Gruppe und ihr Viehbestand bald durch die Tsetse-Fliege und die Schlafkrankheit dezimiert wurden. Die vormaligen Viehhirten stellten ihre Wirtschaftsweise auf Kleintierhaltung und Agrarwirtschaft um und richteten dauerhafte Siedlungen ein. Heute betreiben sie eine gemischte Wirtschaft, die auf Landwirtschaft (Anbau von verschiedenen Hirse-Arten, Bohnen und Mais), Pastoralismus (Schafe, Ziegen), Apiculture (Bienenzucht), Fischerei und Jagd basiert. Als entscheidende Einkommensquelle ist in den letzten Jahren der Tourismus hinzugekommen. Besonders in Korcho, das mit Geländewagen am besten erreichbare Dorf mit einem herrlichen Blick über das Omo Flussbett und die ausgedehnte Landschaftsebene, ist für viele Bewohner der Tourismus eine einfache Möglichkeit geworden um Geld zu verdienen. Neben der Arbeit mit Touristen wird das Bedürfnis der Kara nach Schulbildung immer stärker. Viele ältere Menschen bedauern, dass sie die Möglichkeit die Schule zu besuchen nicht hatten und nun den Veränderungen in ihrer Heimat, zum Beispiel der Rodung ihres Landes für Baumwollplantagen, machtlos gegenüberstehen. Sie schicken ihre Kinder zur Schule, um diesen und ähnlichen Herausforderungen besser begegnen zu können. Einige junge Menschen, besonders oft Mädchen, müssen sich den Weg dorthin jedoch erkämpfen. Weiterführende Schulen zu besuchen bedeutet für die Kinder in die entfernten Marktzentren zu ziehen. Für viele Familien keine einfache Entscheidung und oft finanziell unmöglich umsetzbar.

Die Kara stellen eine kleine Gruppe dar im Angesicht der benachbarten Hamar und Banna, den nilotische Sprachen sprechenden Nyangatom und Mursi und den zur kuschitischen Sprachfamilie gehörenden Arbore und Dassanech. Sie unterhalten komplexe Beziehungen zu ihren Nachbargruppen, die teils freundschaftlich, teils kriegerisch geprägt sind.